Die Psychologie der Veränderung

Kolumne | Entschleunigung als strategische Kernaufgabe


Die Wirtschaft lebt inmitten von Veränderungsprozessen. Alles ist ständig in Bewegung. Was heute angesagt ist, kann morgen schon wieder passé sein. Wer einen wichtigen Trend verschläft, kann Marktanteile an Konkurrenten verlieren oder sich schlimmstenfalls am Ende in einem Insolvenz Verfahren wiederfinden - denken wir nur an ehemals etablierte Giganten wie Blackberry, Nokia, HP oder Dell. Auch innerhalb eines Unternehmens stehen ständig Veränderungen an, auf die zumeist schnell und adäquat reagiert werden muss.

Dabei bleibt geplantes und systematisches Vorgehen oft auf der Strecke. Das Ergebnis sind Entscheidungen, die zwar kurzfristig Probleme lösen, aber auf lange Sicht beträchtlichen Schaden anrichten können. Gerade bei Managern, die lange Karriere in einer Firma gemacht haben, setzt oft eine Betriebsblindheit ein, die ihnen die Sicht auf größere Zusammenhänge gänzlich versperrt. Es wird von einer Ad-hoc Entscheidung zur nächsten gehetzt, Zeit für strategische Überlegungen bleibt im stressigen Büroalltag meistens nicht.

Selbst bei langfristig geplanten, groß angelegten Change Prozessen inklusive struktureller Reorganisation, wird gerne abgekürzt und statt bei nachhaltigen Veränderungen, bleibt es am Ende bei eher kosmetischen. Dabei wird gerne vergessen: Jede menschliche Organisation ist ein komplexer und sensibler Organismus. Wer darin herumbastelt, ohne die inneren Zusammenhänge zu berücksichtigen, riskiert, mehr Schaden anzurichten als Zustände zu verbessern. Um echte Veränderungen einzuleiten, braucht es zu allererst eine saubere Entscheidungsgrundlage. Der Erfolg jeder strategischen Reorganisation ist heute unter anderem davon abhängig, ob die kulturellen Voraussetzungen für das Funktionieren des neuen Strukturmodells gegeben sind oder nicht. Wer nur am Organigramm herumbastelt, riskiert von vornherein einen Flop.

Eine gründliche Organisationsdiagnose ist also unerlässlich. Ein Grundverständnis der kulturellen und psychologischen Prozesse im eigenen Unternehmen ist nicht nur Basis für ein erfolgreiches Change Management, sondern sichert auch eine Vielzahl der täglichen Entscheidungen ab.

Das selbe gilt auch für Veränderungen, die die Außenwahrnehmung eines Unternehmens betreffen. Erfolgreiche Unternehmenskommunikation setzt ein Verständnis für die eigene Markenidentität und die Bedürfnisse der Kundenzielgruppe voraus. Auch hier hilft es, sich die Mühe für eine saubere Analyse der eigenen Wirkung zu machen, um nicht versehentlich widersprüchliche oder falsche Werbebotschaften und -versprechen zu kommunizieren.

 

Autor: Florina Linke | Kategorie: Unternehmenskultur | Veröffentlicht am 27.07.2013

Florina Linke ist studierte Wirtschaftspsychologin und Gründerin der Linke Advisors GmbH in Berlin. Sie schreibt Kolumnen und Fachartikel über wirtschaftlich relevante Themen und Trends.


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